Selbstverständnis

Das Psychoanalytische Seminar Bern PSB versteht sich als Forum der Auseinandersetzung mit der Freudschen Psychoanalyse. In diesem Rahmen nimmt es Aus- und Weiterbildungsfunktionen für psychoanalytische PsychotherapeutInnen und PsychoanalytikerInnen wahr.

Da sich Psychoanalyse im Kern um die Bewusstwerdung des individuell und gesellschaftlich Unbewussten bemüht, konstituiert sie sich durch einen sich ständig wandelnden Prozess und kann weder individuell abgeschlossen noch institutionell (bzw. gesellschaftlich) festgelegt werden.

Lernen bedeutet in der Psychoanalyse stets Aneignung von Theorie und Selbsterfahrung zugleich, Lernen bedeutet, Vorbewusstes durch Selbsterfahrung ins Bewusstsein zu heben, wofür einerseits theoretische Konzepte Voraussetzung sind, anderseits als Ergebnis die Theorie auch ergänzt und modifiziert wird.

Da die institutionelle Organisation der Ausbildung einen wesentlichen Teil des Lernens beinhaltet, kann sie ihre Funktion nur dadurch erfüllen, dass sie sich aufgrund der kontrovers aufgearbeiteten Erfahrung ihrer Teilnehmer verändert. Die Organisationsform bildet daher ein permanentes Thema des Seminars, doch birgt selbst die Verpflichtung zum Wandel die Gefahr, zu einem Ritual zu erstarren.

Für die individuelle Ausbildung zur/zum Psychoanalytiker/in bietet das PSB eine Struktur zur Auseinandersetzung mit den theoretischen Konzepten der Psychoanalyse an, teilweise auch Supervision bzw. Kontrollen. Die persönliche Analyse, die ebenfalls unabdingbarer Bestandteil einer psychoanalytischen Ausbildung ist, muss auf privater Basis organisiert werden.

Entsprechend dem Gegenstand des Lernprozesses können Psychoanalytiker/innen letztlich nur durch Selbstevaluation in der Auseinandersetzung (mit den Kolleg/innen) ihre Eignung definieren. Ausser der persönlichen Analyse stehen ihnen die Supervisionen bzw. Kontrollen und die Seminare des PSB zur Entscheidungsfindung zur Verfügung.

 

Bern, 9. Dezember 1986